Die wahre
Ehe
"In der Kabbala steht geschrieben, dass Gott eine Gemahlin hat, die
Shekina heißt. Natürlich sind die Christen empört, wenn man ihnen jetzt von der
Gemahlin Gottes erzählt und sie werden sagen, es sei eine Entweihung, den Herrn
auf die Ebene der Menschen herabzusetzen, wenn man ihm eine Frau zuspricht.
Aber woher haben die Menschen den Begriff der Ehe? – Die irdische Ehe ist
nichts anderes als eine Wiederholung, eine Spiegelung, eine Erinnerung an eine
Vereinigung, die sich ununterbrochen oben im Himmel zwischen Gott und seiner
Gemahlin, der Göttlichen Mutter, abspielt. Wenn die Ehe ihren Ursprung nicht im
Himmel hätte, so hätte sie keinen tiefen Sinn. In der christlichen Religion ist
die Ehe ein Sakrament, das man achten muss, doch wenn man ihre göttlichen
Wurzeln, ihren göttlichen Ursprung nicht kennt, welchen Wert kann sie dann noch
haben? Meine lieben Brüder und Schwestern, es geschieht nichts Wunderbares,
Schönes, Vollkommenes auf Erden, das nicht auch schon oben vorhanden ist. Warum
wollen das die Christen nicht verstehen? Sie stellen sich einen Gott als
Junggesellen vor und nun hat er die Ehe erfunden, zweifelsohne weil er sich
zerstreuen wollte, aus Langeweile sozusagen, um den Menschen das Leben schwer
zu machen. Die Christen heiraten also, ohne zu wissen, dass sie den Herrn
nachahmen und da sie nicht wissen, dass sie den Herrn nachahmen, wen glauben
sie nachzuahmen? Ihr seht also, das ist schlimm!
Das Christentum, das seinen Ursprung in der jüdischen und kabbalistischen
Religion hat, hat sich nach und nach von der Wahrheit entfernt. Gewisse
Kirchenväter haben aus dem einen oder anderen Grund die Dinge anders
dargestellt und jetzt wissen die Christen nicht mehr recht, wo sie stehen. In
der Kabbala wird gesagt, Gott habe eine Gemahlin, die Shekina heißt und sie
seien immer gemeinsam in ihre Liebe getaucht und alles, was im Universum
existiert, sei ihre Schöpfung, seien ihre Kinder."
Die wahre Ehe ist die Ehe des Geistes und der Materie.
"Bevor die Ehe unter den Menschen gefeiert wurde, gab es schon in der
Natur, im Kosmos eine Ehe. Die wahre Ehe ist jene des Geistes und der Materie.
Aus dieser Ehe wird alle Schöpfung geboren. Die Ehe ist also ein Prozess, der
sich in jedem Atom abspielt und wenn man den Mann von der Frau trennt (bei der Kernspaltung),
so vernichtet diese Trennung alles: Der wütende Mann zerstört die Materie.
Vereinigt, würden der Mann und die Frau in Frieden leben und schöpferisch tätig
sein. Gewaltsam getrennt, erzeugen sie Explosionen und Katastrophen.
Wenn die Kraft nicht mit der Materie vereinigt wäre, so würde die Materie sich
auflösen und ohne Form bleiben. Die Kraft des Geistes gibt ihr also ihre Form,
wirkt auf sie ein und da sich alles genau spiegelt, sieht man das gleiche
Phänomen beim Mann und bei der Frau. Der Mann wirkt auf die Frau ein. Dieser
Prozess wiederholt sich überall in der ganzen Schöpfung, von den Atomen bis hin
zur Arbeit des Bäckers, der den Teig knetet. In Millionen verschiedenen Formen
handelt es sich immer wieder um die Ehe."
Der Mann und die Frau sind fähig, die Herrlichkeit der Vereinigung der beiden
Prinzipien ausdrücken.
"Jeder kann die Macht des männlichen und des weiblichen Prinzips
feststellen. Zeigt mir die Frau, die sagt, sie wäre noch nie berührt worden vom
Gesicht eines Mannes auf der Straße, im Zug, in einem Film oder sogar in einem
Buch? Und wo ist der Mann, der nie beim Betrachten einer Frau berührt wurde?
Diese Sache ist klar, man kann nicht daran zweifeln, dass diese beiden
Prinzipien mächtig und bewegend sind und dass sie sich gegenseitig beeinflussen
mit dem Ziel zu schaffen und zu schöpfen. Aber man kennt das Maß nicht, die
Verhältnisse, die Entfernungen, die Art, wie man sich gegenseitig betrachten
sollte, um harmonische, göttliche Zustände zu erzeugen, anstatt immer nur Störungen,
Abstürze und Reue zu hinterlassen. Die ganze Welt ist in Bewegung, dank der
Kräfte, die das männliche und das weibliche Prinzip auslösen, wenn sie zusammen
sind. Richtig orientiert, sind diese Kräfte fähig, Lichtstrahlen von einer
solchen Macht auszusenden, dass sie Phänomene von kosmischer Bedeutung erzeugen
können. Aber es braucht dafür reine, lichtvolle, klare und harmonische Wesen,
sonst entstehen daraus nur Katastrophen."
Jedes Geschöpf sucht instinktiv sein ergänzendes Prinzip, um sich mit ihm zu
vereinigen.
"Wenn ein Mann eine Frau sucht, um zu heiraten, ist er bereit, alles zu
verlassen. Selbst wenn er ein König ist, so ist er bereit, sein Königreich mit
seinen Untertanen, seinen Heeren, seinen Schätzen zu verlassen, nur um eine
Frau zu heiraten. – Aber was besitzt diese Frau, um eine Nation von mehreren
Millionen Menschen verblassen zu lassen? In Wirklichkeit ist es gar nicht die
Frau, die er sucht, sondern sein ergänzendes Prinzip, denn es gibt nichts
Höheres als dieses. Und eine Frau macht das Gleiche! Sie widersetzt sich ihrer
ganzen Familie, der ganzen Welt für den Mann, den sie liebt. Warum? Hat sie
Unrecht? Überhaupt nicht, denn der Herr und die Mutter Natur schreiben in das
Herz der Menschen: 'Du wirst deinen Vater und deine Mutter verlassen und deiner
Frau (oder deinem Mann) nachfolgen.'
Selbst wenn die Mehrzahl der Ehen scheitern, fahren die Männer und Frauen
instinktiv und unbewusst fort zu hoffen, dies sei wunderbar, göttlich und sie
würden ihre Schwesterseele finden, sie würden die Fülle kosten. Woher kommt nun
diese Hoffnung? Von einer Erinnerung an eine weite Vergangenheit, an ein tief
in ihnen vergrabenes Wissen. Dann vollzieht sich oben in der göttlichen Welt
die Vereinigung des männlichen und des weiblichen Prinzips in der größten
Reinheit, in der größten Herrlichkeit.
Im Inneren jedes Geschöpfes steht geschrieben, dass das erste Prinzip nur das
zweite suchen soll und das zweite nur das erste. Die Menschen sind sich dessen
nicht bewusst, denn diese Suche nimmt die verschiedensten Formen an, je nach
dem Bereich, in dem sie sich abspielt: der Wissenschaft, der Philosophie, der
Kunst, der Religion. – Die Mystiker sagen, sie suchen den Herrn. Was sie den
Herrn nennen, ist in Wirklichkeit der sie ergänzende Teil ihrer selbst, mit dem
sie sich zu vereinigen, zu verschmelzen suchen, um eine vollendete, vollkommene
Wesenheit zu werden."
Die Ehe erfordert zuerst eine innere Verwirklichung.
"Wenn ihr innerlich eure Schwesternseele in euren Meditationen und euren
inneren Betrachtungen gefunden habt, so werdet ihr sie überall, in der ganzen
Welt finden, durch die Gesichter, die Seen, die Berge, die Pflanzen, die Vögel
hindurch und ihr werdet ihre Stimme verstehen. Dies ist eine wichtige Wahrheit,
die alle Verliebten verstehen sollten, sonst wird ihre Verbindung, ihre Ehe
eine Katastrophe. Wenn der Mann in sich das weibliche Prinzip gefunden hat und
die Frau das männliche und wenn sie diesem Prinzip dienen, für es arbeiten
wollen, so wird ihre Liebe, wenn sie sich lieben, wenn sie heiraten, eine Quelle
des Segens sein! Deshalb habe ich euch gesagt, die Frau solle den Himmlischen
Vater durch ihren Geliebten sehen, denn ein Mann ist immer der Stellvertreter
Gottes auf Erden. Und auch er sollte durch seine Geliebte die Göttliche Mutter
sehen und diese Göttliche Mutter lieben, ihr dienen und ihr helfen. In dem
Moment öffnen sich alle Schätze vor ihnen und sie werden Tag und Nacht in
Entzückung, in Ekstase und in Schönheit leben. Sonst werden sie enttäuscht
sein, sie werden leiden, sie werden mit Abscheu vom Mann und von der Frau
sprechen. Ganz einfach, weil sie voneinander weder die Seele noch den Geist,
sondern Lumpen, gebrauchte Kleider und Krankheiten kennen gelernt haben."
Der Mann oder die Frau, die einen Partner gewählt hat, darf ihn nicht vom Himmel
d.h. von den reinen Quellen der Liebe entfernen.
"Ich habe Menschen gesehen, die Partner heiraten, die sie vom Himmel
abschneiden, die sie daran hindern, sich mit der erhabenen Welt zu verbinden,
zu beten, zu meditieren, zu studieren und sogar daran gut zu sein. Diese
Personen lassen sich dummerweise völlig vereinbaren, ohne zu erkennen, in
welchen Abgrund sie nach einiger Zeit stürzen. Ihnen fehlt das
Unterscheidungsvermögen und die Kriterien! Ich bin nicht gegen die Ehen, gegen
die Partnerschaften, gegen die Freundschaften, gegen den Austausch. Aber ich
bin dagegen, dass man sich in irgendjemanden verliebt, der euch nicht dem Herrn
näher bringt, der euch nicht mit der göttlichen Welt verbindet, der euch nicht
erhellt, euch nicht reinigt, euch nicht veredelt und der in euch Unordnung,
Eifersucht, Grausamkeit und Krankheit erzeugt. – Die Quelle der Liebe zu
vergessen, von der man Tag und Nacht trinken kann, um aus kleinen Sümpfen, aus
Pfützen Wasser schöpfen zu gehen in der Hoffnung, erfüllt und bezaubert zu
werden, ist wirklich unsinnig."
Wie man erkennt, ob eine Person einen günstigen Einfluss auf euch hat.
"Ihr seht oft jemanden und wisst nicht, ob ihr ihn weiterhin häufig
besuchen sollt. Das ist sehr einfach: Wenn ihr fühlt, dass diese Person euch klar
sehen lässt, wenn sie in euch die Freigebigkeit und die Güte erweckt, wenn sie
euch zur Arbeit anregt, dann besucht sie weiterhin häufig. Was man euch auch
über sie sagt, sie ist ein Segen für euch und das ist das Wichtige. Aber wenn
ihr hingegen feststellt, dass alles in euch in Verwirrung gerät, wenn ihr diese
Person häufig besucht, dass ihr nicht mehr wisst, wo ihr steht, dass ihr für
die anderen nur mehr Gefühle der Feindseligkeit oder der Abscheu empfindet und
dass ihr keinen Schwung mehr habt, um dieses oder jenes zu unternehmen, dann
hört auf, diese Person zu besuchen. Selbst wenn es der Sohn eines Prominenten
oder eines Multimilliardärs ist, lasst ihn fallen, denn er hat auf euch einen
schlechten Einfluss."
Die Ehe ist nur dann ein Sakrament, wenn die gegenseitige Liebe für die Arbeit
am Reich Gottes auf Erden geweiht wird.
"Was macht ihr mit eurer Liebe? Ihr verwendet sie nur zu eurem Vergnügen.
Deshalb werden diese Energien mit der Zeit zu Giften. Von jetzt an solltet ihr
wenigstens nachdenken und sagen: 'Herr Gott, ich weihe diese Energien zu Deinem
Ruhme, für das Kommen Deines Reiches...' Aber die Verliebten denken nie daran,
dass sie ihre Liebe dem Himmel weihen könnten, sie glauben, dieser Austausch
würde nur sie betreffen. Wenn sie essen, so essen sie nur für sich selbst, wenn
sie trinken, so trinken sie nur für sich selbst, der Himmel hat da nichts damit
zu tun. O ja, aber in dem Moment ist es die Hölle, die etwas damit zu tun hat.
Denn wenn sie in diesem Bereich "Ich" sagen, so ist das schon ein
Teil der Hölle. In ihrer Liebe unterdrücken die Leute den Himmel unter dem
Vorwand, was sie machen, sei beschämend (aber warum machen sie es dann?) und
der Himmel dürfe es nicht sehen. Aber vor der Hölle verstecken und schämen sie
sich nicht, deshalb kommt die Hölle, um von ihren Energien zu schmarotzen.
Und selbst die Kirche hat in diesem Bereich nichts erklärt. Sie begnügt sich
damit zu wiederholen: 'Wachset und vermehret euch. Und die Menschen paaren sich
im Finstern zur größten Freude der Hölle. Man spricht vom Sakrament der Ehe.
Aber selbst wenn sich die Menschen nach den Regeln des Staates und der Kirche
verheiraten, geben sie sich in Wirklichkeit mit ihrem Ehemann oder ihrer
Ehefrau Ausschweifungen hin und laden die ganze Hölle ein. Sie steigen zusammen
ins Bett und probieren alle Arten von Stellungen aus, um die größtmöglichen
Empfindungen auszukosten und das nennt man dann das Sakrament der Ehe!
In einer Epoche, in der die Menschen wirklich fähig sind, sich zu lieben und
treu zu bleiben, gibt es keine Ehe mehr. Man hat die Ehe eingerichtet, weil die
Menschen nicht mehr wissen, wie sie sich lieben sollen: Sie heiraten irgendwie,
ohne selbst zu wissen warum. Nun, um dies aufzuhalten, war man gezwungen,
Gesetze, Sakramente usw. zu erfinden. Wenn die Liebe da ist, braucht man dann
noch Papiere, Verträge, Bürgermeister oder Pfarrer? Und selbst alle Papiere,
Bürgermeister und Pfarrer zusammen können die Paare nicht aufhalten, sich zu
verachten, sich scheiden zu lassen oder sogar sich umzubringen. Wenn die Liebe
da ist, braucht man nichts anderes, damit sie ewig andauert, auch nicht den
Segen der Priester. Gott ist in der Liebe derer, die sich wahrhaft lieben. Die
Liebe selbst ist der wahre Segen."
Den Kreis seiner Liebe auf die Menschheit und auf die himmlischen Wesen
ausdehnen.
"Wenn man den Wunsch hat, eine Gefährtin oder einen Gefährten zu finden,
um eine Familie zu gründen, so ist man gezwungen, Anstrengungen zu machen, um
aus sich selbst heraus zu gehen und freigebiger, nachsichtiger und verständnisvoller
zu werden. Der Fehler der Menschen ist aber, nicht verstanden zu haben, dass
sie ihre Liebe auf andere Geschöpfe, auf das ganze Universum ausdehnen sollten.
Deshalb sind sie noch immer unglücklich, trotz ihrer Frau, trotz ihrer Kinder
und dem Land, dem sie angehören. Denn sie haben es noch nicht geschafft, ihren
Horizont bis ins Unendliche auszudehnen.
Die Menschen haben das Bedürfnis, miteinander Austausch zu haben, um das Glück
zu finden, aber das Glück entgleitet ihnen, weil sie zu begrenzt sind. Das
Glück zu besitzen heißt, bis ins Unendliche zu lieben, sich nicht mit einem
oder zwei Wesen aufzuhalten – oder zehn – oder hundert. Liebt weiterhin
diejenigen, die ihr jetzt liebt, aber liebt auch die Engel, die Erzengel, die
Hierarchien, den Herrn und dann werden sich eure Familie, eure Freunde
bereichert, verstärkt, verschönert, gereinigt fühlen, weil ihr ein sehr feines
Element in eurem Herzen und in eurer Seele ernährt. Erweitert den Kreis eurer
Liebe, um euch mit allen höheren Geschöpfen auszutauschen, von denen ihr
Inspiration, Unterstützung und Schutz empfangt."
Unser Leben wird von unserer Liebe bestimmt.
"Die meisten Menschen sind sehr begrenzt in ihrer Liebe. Wenn sie einen
Mann oder eine Frau haben, so vergessen sie die ganze übrige Welt. Es gibt
sonst nichts mehr für sie. Und übrigens, auch sie gibt es nicht mehr. Man
findet sie nirgends, sie sind irgendwo im Raum verloren. Die Menschen sind noch
nicht gewohnt, die Liebe auf eine weitere Art und Weise zu verstehen. Sie
verkleinern, verringern, verschmälern und verstümmeln sie. Dies ist nicht mehr
die göttliche Liebe, die hervorsprudelt und alle Geschöpfe nährt. Die wahre
Liebe umfasst alle Geschöpfe, ohne bei einem einzigen Wurzel zu schlagen, ohne
sich zu begrenzen. Ich habe niemals gesagt, man solle nicht heiraten und Kinder
haben. Es ist nur ganz einfach notwendig, dass der Mann und die Frau von diesem
weiteren Verständnis erfahren, damit sie weniger Besitzansprüche und Eifersucht
zeigen: Der Mann freut sich zu sehen, wie seine Frau die ganze Welt liebt, die
Frau ist glücklich, dass ihr Mann ein so weites Herz hat und alle beide bleiben
sie in der Weisheit und in der Reinheit. Wenn zwei entwickelte Menschen
heiraten, so haben sie sich schon vorher diese gegenseitige Freiheit gelassen.
Beide freuen sich, alle Geschöpfe lieben zu können, aber ohne Dummheiten mit
ihnen zu machen. Die Frau versteht ihren Mann und der Mann versteht seine Frau
und alle beide erheben sich, blühen immer mehr auf und werden göttlich
inspiriert, denn sie leben das wahre unbegrenzte Leben."
Nur die Eingeweihten verstehen es, mit Liebe zu leben, bis sie die
Vollkommenheit erreichen.
"Gewisse Mystiker, gewisse Einsiedler oder Asketen waren derartig
unwissend und engherzig, dass sie ihr Gleichgewicht, ihre Gesundheit, ihr Glück
zerstörten, indem sie jeden Austausch ablehnten. Sie wurden zu Leichen ohne
Leben, ohne Früchte, ohne irgend etwas. Ihrer Meinung nach war dies religiös.
Was für eine komische Religiosität! Ihr werdet sagen: 'Aber viele großen
Meister und Eingeweihte haben nicht geheiratet. Waren auch sie solche
Fanatiker?' Nein, die großen Meister und Eingeweihten waren weit entwickelt.
Sie verstanden die Schöpfung Gottes. Sie sahen die Dinge klar und wenn sie ein
reines, keusches Leben lebten, so deshalb, weil sie einen derartig reichen und
wunderbaren Austausch auf den feinstofflicheren Ebenen hatten, dass sie nicht
so tief in die Materie hinabsteigen mussten, wo sie sich begrenzt und überladen
hätten. Sie lebten nicht in der Ehelosigkeit und der Keuschheit, weil sie gegen
die Liebe waren. Sie ernährten sich und tranken aus Quellen und in Bereichen,
die für die meisten Menschen unbekannt waren, dort, wo aller Austausch sich in
der größtmöglichen Reinheit abspielt. – Die Engel und die Erzengel besuchten
sie, die Sonne und die Sterne schickten ihnen ihre Blicke und ihr Lächeln und
so wurden sie erfüllt, von allen Seiten erfüllt. Und sogar die Menschen gaben
ihnen ihre Liebe und ihr Vertrauen. Was brauchten sie also sonst noch? – Und
warum hätten sie auf diesen ganzen Reichtum verzichten sollen, um sich in
sumpfige Bereiche zu versenken, wo sie nur Enttäuschung gefunden hätten?
Die Eingeweihten geben sich nicht mit kleinen Tautropfen zufrieden. Sie gehen
direkt zur unerschöpflichen Quelle. Jeden Tag stärken sie sich unaufhörlich und
so viel, dass sie den Überfluss an die anderen verteilen können. Warum sollten
sie diese Reserven, diesen Reichtum vergessen, um sich irgendwo ein bisschen
Liebe zu erbetteln, ein paar Worte, ein kleines Lächeln, einige Küsse und nun
zu glauben, man sei dadurch erfüllt? Heute habt ihr gut gegessen, aber morgen
habt ihr wieder Hunger. – Nur die Eingeweihten verstanden die Offenbarung der
Liebe, dank der sie heilen, prophezeien und Wunder wirken konnten."
Die Sonnenehe
"Die Quelle der universellen Liebe ist die Sonne. Die Sonne hinterlegt all
ihre Lebensteilchen in der ganzen Natur und wir nehmen danach diese Teilchen
durch die Mineralien, die Pflanzen und die Tiere wieder auf. Und sogar die
Männer und Frauen besitzen auch einige Sonnenteilchen, aber sehr wenige und in
ungenügender Menge. Deshalb sind sie gezwungen, anderswo zu suchen, denn es
reicht nicht aus, die Tropfen ihres Austausches sind nicht so großartig,
deshalb auch die Trennungen, die Scheidungen, die Verbrechen.
Die wahre Liebe befindet sich im Überfluss in der Sonne und genau dort sollte
man sie suchen. Solange ihr nicht an der Quelle trinkt, werdet ihr nur ein paar
Tautropfen irgendwo auf ein paar Blättern, auf ein paar Blüten finden und das
ist sehr wenig. Es gibt gewiss ein paar Orte am Körper des Mannes oder der
Frau, wo die Liebe sich ein bisschen konzentriert, aber wenn ihr sie nur dort
sucht, so werdet ihr immer hungrig und durstig sein. Und genau dies passiert
mit allen, die sich lieben: Sie finden, dass noch immer eine Leere in ihnen
bleibt. Sie fühlen sich nicht erfüllt. Es fehlt ihnen etwas. Man sollte also
jetzt diese unermessliche Liebe, die die ganze Schöpfung tränkt und ernährt, an
der Quelle suchen gehen. Und danach mögen sich ein Mann oder eine Frau lieben,
wenn sie wollen, aber um die Fülle zu finden, müssen sie zuerst diese Liebe an
der Quelle suchen gehen.
Übrigens, die Strahlen, die die Sonne ununterbrochen aussendet und die die Erde
und alle Geschöpfe des Sonnensystems und darüber hinaus befruchten, sind in Wirklichkeit
von der gleichen Quintessenz wie das, was der Mann der Frau gibt, um sie zu
befruchten, aber im ätherischen, lichtvollen Zustand, während beim Mann diese
Quintessenz verdichtet ist. Aber die Eingeweihten, die das Geheimnis der
Sublimation kennen und die daran arbeiten, ihre Energien ständig dem Himmel zu
schicken, schaffen es, genauso feine Ausströmungen wie die Sonnenstrahlen
auszusenden und auszustrahlen. Deshalb sollte man ein reines Leben, ein
lichtvolles, jungfräuliches Leben leben. Die Quelle versiegt nicht, nichts
bleibt stehen, im Gegenteil. Alles geht weiter, aber auf eine andere Art und
Weise: Die Ausströmungen sind von solcher Feinheit, solcher Reinheit, dass sie
allen Geschöpfen Gutes tun können. Ihr kennt noch nicht die Macht der absoluten
Reinheit: Wie sie die Natur der Ausströmungen ändert, wie sie sie intensiver
macht. Deshalb können diese Ausströmungen sich ununterbrochen ausbreiten (so
wie die Sonne, deren Strahlen nie aufhören), aber selbstverständlich nicht auf
der physischen Ebene. Das, was ich euch da sage, verdient all eure
Aufmerksamkeit, all euren Respekt."
Nur die Liebe braucht man erkennen.
"Weisheit ist, wenn man versteht, dass die Liebe über alles geht. Wenn die
Schulbildung und die Wissenschaft die Menschen nicht dazu hinführen, diese
Wahrheit zu finden, so heißt das, dass ihre Intelligenz noch nicht ausreicht,
denn eine Intelligenz, die es nicht schafft zu verstehen, dass die Liebe alles
andere übertrifft, dass alles für die Liebe, mit Liebe und wegen der Liebe gemacht
werden sollte, ist noch keine Intelligenz.
Man schätzt den Verstand, man singt ihm Lobhymnen, aber in Wirklichkeit hat er
seine Mission verfehlt, die darin besteht, das Herz zu preisen, die Rolle, die
Wichtigkeit der Liebe zu verstehen. Der Verstand hat den Menschen verschlagen,
egoistisch, unehrlich gemacht, während seine Mission darin bestände,
wissenschaftlich und philosophisch die Größe und die Möglichkeiten des
menschlichen Herzens darzustellen, zu zeigen, dass dank der Liebe, der Güte,
das Reich Gottes und Seine Gerechtigkeit auf Erden verwirklicht werden kann.
Bis jetzt hat sich der Verstand unabhängig vom Herzen entfaltet und dies wird
die Zerstörung der Menschheit sein, denn er ist damit beschäftigt, zu
hintergehen, zu trennen. O ja, man hört immer Verstand, Verstand, Verstand und
doch ist er es, der alles verwüstet, weil er nicht von den moralischen
Qualitäten des Herzens geführt wird. Er hat die Verbindung mit dem Herzen
durchschnitten und dies ist der größte Fehler, den es gibt. Deshalb ist er verurteilt
unterzugehen.
Die Menschen sollten jetzt verstehen, dass die Liebe im Wesen, im Zentrum von
allen Dingen liegt und dass sie sie in ihrem ganzen Leben als einziges Ziel
nehmen sollten."
Aivanhov