Die Kunst, mit sich selbst gut umzugehen
Glücklich sein, wer möchte das nicht. Doch leider ist dieser Zustand alles
andere als eine Selbstverständlichkeit. Glücklich sein ist im wahrsten Sinne
des Wortes eine Kunst, eine Lebens-Kunst. Um diese Kunst zu beherrschen, muss
man gut mit sich selbst umgehen können. Wer ständig um sein Glück kreist, wird
es aber am Ende nie erfahren. Schon die griechische Philosophie hat Wege zur
Lebenskunst gewiesen.
Die christliche Spiritualität hat diese Wege aufgegriffen und mit dem Geist
Jesu gefüllt. Gut mit sich selbst umzugehen heißt, sich nicht ständig zu
bewerten und zu verurteilen oder gegen sich zu kämpfen. Schon Jesus hat uns
gemahnt, Barmherzigkeit nicht nur mit anderen, sondern auch mit uns selbst zu
zeigen. Nur wenn wir dieser Aufforderung folgen, werden wir im Einklang mit uns
zu leben verstehen. Manche haben ein ignorantes Selbstbild für sich geschaffen.
Ein solches Selbstbild ist aber gleichzusetzen mit einer Art von
Selbst-Ablehnung. Eine zu rigide Kontrolle der eigenen Emotionen mit aller
Gewalt kann dazu führen, dass die Emotionen außer Kontrolle geraten. Aus
Kontrollzwang ergeben sich Ängste. So entsteht dann womöglich auch ein angst
machendes Gottesbild. Wenn ein Gottesbild aber Angst macht, Angst fördert oder
vertieft, dann ist es kein Gottesbild, das dem Wesen des Christentums
entspricht. Eine Lösung solcher Vorstellungen besteht darin, sich von
Kontrollmustern durch die aktive Entwicklung von Selbstvertrauen und damit auch
von Gott-Vertrauen zu befreien. Menschen, die sich klein machen, können ihre
Talente nicht entwickeln. Das führt in der Gegenreaktion oft zu einem
übertriebenen Selbstbild. Ein Lösungsweg kann sein: Die eigenen Wurzeln wieder finden,
an die Quelle des Seins zurückkehren. Wenn wir uns mit unseren Wunden
aussöhnen, werden sie zu einer Quelle des fruchtbaren Lebens für uns selbst und
für die Menschen um uns herum.
Pater Anselm Grün
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